Klotzsche

Klotzsche, ein Ort mit steinzeitlichen Ursprüngen, bestätigt durch einen Grabfund am heutigen Bahnhofsgelände im Jahr 1890, zeugt von einer langen Besiedlungsgeschichte. Archäologische Funde aus der Bronzezeit, darunter Grabbeigaben und Gefäße, unterstreichen diese frühe Präsenz. Der Ortsname Klotzsche, ursprünglich aus einer slawischen Siedlung hervorgegangen, taucht erstmals in einer Urkunde vom 9. Oktober 1309 auf, dort als ‚Kloiczowe‘ (bedeutet ‚Rodung‘ auf Slawisch) bezeichnet.

In dieser Urkunde verlieh der Burggraf von Dohna Klotzsche und weitere fünf Dörfer als Lehen anlässlich der Hochzeit seiner Tochter mit Bernhard von Pulsnitz. Über die Jahre änderte sich die Schreibweise des Ortsnamens mehrfach, bis am 14. April 1883 der Name „Klotzsche“ offiziell durch die Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt festgelegt wurde. Bis ins 19. Jahrhundert blieb Klotzsche ein Bauerndorf mit Bedeutung in der Imkerei und Vogelstellerei. Die Einwohner waren zudem zu Frondiensten verpflichtet, vor allem im Zusammenhang mit dem Heidewald und kurfürstlichen Jagden. Ursprünglich zur Dresdner Frauenkirche gehörend, erhielt Klotzsche um 1320 eine eigene Kirche. Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte Klotzsche 1440 an das Amt Dresden.

Kriegshandlungen und Truppendurchzüge beeinträchtigten Klotzsche erheblich, insbesondere durch die Hussiten im Jahr 1428 und schwedische Soldaten 1637, die das Dorf plünderten und das Schänkgut niederbrannten. Die Schäden waren so gravierend, dass Kurfürst Johann Georg das Dorf zur Finanzierung des Wiederaufbaus verpfänden musste. 1813 kam es zu Gefechten auf den Feldern von Klotzsche, bei denen ein Soldat starb. Ein Denkmal, das “Kosakengrab” an der Langebrücker Straße, erinnerte an diese Ereignisse.

Mehrere Feuersbrünste, darunter in den Jahren 1637, 1729, 1746 und ein verheerender Großbrand am 30. Oktober 1802, zerstörten nahezu den gesamten Ort einschließlich der Kirche, wobei nur sieben Häuser verschont blieben. Die heute bestehenden Fachwerkgehöfte und die neue Kirche stammen aus dem Wiederaufbau, wurden jedoch 1868 erneut durch Feuer beschädigt. Zum Ort gehörte auch der Schänkhübel, eine 1835 erbaute Raststätte an der Königsbrücker Landstraße.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Klotzsche zu einem Kur- und Villenort, begünstigt durch die 1845 eröffnete Eisenbahnlinie und die 1884 folgende Schmalspurbahn nach Königsbrück. Neue Stadtteile wie Alberthöhe und Königswald entstanden ab 1875. Neben Villen für wohlhabende Zuzügler wurden Kur- und Erholungseinrichtungen erbaut und Teile der Dresdner Heide in einen Waldpark umgewandelt. Zwischen 1903 und 1904 fuhr hier die „Haidebahn“, einer der ersten O-Busse der Welt. Ab 1911 verband eine Straßenbahnlinie Klotzsche mit Dresden, die später bis Weixdorf erweitert wurde. Gesellschaftlicher Mittelpunkt war das Kurhaus an der Königsbrücker Landstraße und die 1888 eröffnete Gaststätte „Alberthöhe“.

Der Gemeinderat unterstützte die Entwicklung durch neue kommunale Einrichtungen wie ein Gas- und Wasserwerk, Schulen, ein Rathaus (1907) und die Christuskirche. Das erste Freibad der Dresdner Heide, das Waldbad Klotzsche, öffnete 1902. Vor dem Ersten Weltkrieg zog der Ort Kurgäste und namhafte Dresdner Künstler an, darunter den Bildhauer Johannes Schilling, den Maler Conrad Felixmüller und den Literatur-Nobelpreisträger Karl Gjellerup.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Klotzsche an Bedeutung als Kurort, blieb jedoch ein beliebter Wohnort. In den 1920er Jahren entstanden neue Siedlungen, und 1926 wurde das Institut für Wirbeltuberkulose gegründet. 1927 öffnete die Landesschule, die später von den Nazis umfunktioniert wurde.

1935 markierte die Eröffnung des Flughafens und die Etablierung als Garnison einen Wendepunkt. Die Bevölkerungszahl stieg von 7.200 (1930) auf etwa 14.000 (1945). Klotzsche erhielt 1935 das Stadtrecht, doch weitere große Bauprojekte blieben unverwirklicht. Noch am 7. Mai 1945 erlebte Klotzsche Bombenangriffe, die 16 Einwohner töteten. Am 1. Juli 1950 wurde Klotzsche als einzige Stadt nach Dresden eingemeindet. Auf unsere Homepage finden Sie mehr Informationen über Dresden.

Die Entwicklung von Klotzsche in der Nachkriegszeit und darüber hinaus

In den 1950er Jahren etablierte sich Klotzsche als bedeutsamer Industriestandort. Das Jahr 1955 markierte die Gründung der Flugzeugwerke auf dem Areal der ehemaligen Luftkriegsschule, welche den Grundstein für den zivilen Flugzeugbau in der DDR legten. Hier entstand 1959 das einzige Verkehrsflugzeug der DDR. Allerdings wurde der Flugzeugbau 1961 nach dem Absturz eines Prototyps auf Anweisung der DDR-Führung eingestellt. Anschließend siedelten sich neue Unternehmen an, die noch heute als Wartungs- und Zulieferbetriebe der Luftfahrtindustrie aktiv sind. Zur Unterbringung der Arbeitskräfte wurden von 1973 bis 1975 neue Wohnblöcke am Dörnichtweg und der Karl-Marx-Straße errichtet. 1986/87 und 1989/90 entstanden weitere Neubaugebiete.

Nach 1990 erlebte Klotzsche einen weiteren Aufschwung mit neuen Wohnsiedlungen und Gewerbegebieten. Der Dresdner Flughafen wurde ausgebaut und 2001 mit einem neuen Terminal wiedereröffnet. Die Ansiedlung von Unternehmen wie einer Siemens-Chipfabrik und dem später insolventen Chiphersteller Qimonda machte den Stadtteil zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort in Dresden.

Im Ortsteil Königswald, der 1875 als Kur- und Villenort entstand, baute Friedrich August Quosdorf 1884 ein Haus im Schweizerstil am Eisenbahnhaltepunkt Klotzsche. Dieses Haus, bekannt als “Sommerfrische Quosdorf”, wurde später in ein Hotel umgewandelt. Ein Gedenkstein, 1896 vom Klotzscher Verschönerungsverein gestiftet, erinnert an Quosdorf.

Die Bildungslandschaft in Klotzsche ist geprägt durch historische und moderne Schulen. Die Alte Schule von 1840 dient heute als Wohnhaus. Die 82. Grundschule “Am Königswald” und die 82. Oberschule “Am Flughafen” zeigen die kontinuierliche Bildungsentwicklung. Die 83. Grundschule, gegründet 1875, wurde 2001 geschlossen und beherbergt jetzt einen Kindergarten. Weitere Schulen entstanden in den 1970er und 80er Jahren.

Das Gymnasium Klotzsche, ursprünglich als 105. POS gebaut, und die Pollatzschule, eine Privatschule von 1916, sind weitere Bildungseinrichtungen von Bedeutung. Die Landesschule, umgezogen nach Klotzsche nach dem Ersten Weltkrieg, wurde bis 1934 als Internatsschule genutzt und diente später verschiedenen Zwecken, darunter als NAPOLA während des Nationalsozialismus.

Die Luftkriegsschule, gegründet 1935, spielte eine wichtige Rolle in der militärischen Ausbildung und wurde nach dem Krieg von der Sowjetarmee und später von verschiedenen Unternehmen genutzt. Heute ist das Gelände als Gewerbepark “Micropolis” bekannt.

Die Kinderbewahranstalt, der Vorläufer des modernen Kindergartens, entstand Ende des 19. Jahrhunderts und wurde 1929 von einem neuen Kindergarten abgelöst.

Das Postwesen in Klotzsche, beginnend mit einer Poststelle 1873, entwickelte sich über die Jahre. Besonders während der Kriegsjahre spielte Klotzsche eine wichtige Rolle im postalischen Betrieb.

Das 1907 erbaute Rathaus Klotzsche, bis 1950 Sitz der Stadtverwaltung, ist heute Sitz des Ortsamtes. Ein Gedenkstein für Theodor Körner, aufgestellt 1916, befindet sich vor dem Gebäude.

Entwicklung der Bibliothek in Klotzsche

Die erste öffentliche Schul- und Volksbibliothek in Klotzsche wurde 1887 im Gebäude der Volksschule an der Hauptstraße 26 ins Leben gerufen. Lehrer der Schule übernahmen die Rolle der Bibliothekare und führten das Einheben eines Lesegeldes ein. 1891 folgte eine weitere Bibliothek durch den Ortsverein Königswald im „Goldenen Apfel“ sowie eine private Leihbibliothek des Buchbinders Clemens Behr. Die Bibliotheken erlebten über die Jahre mehrere Standortwechsel und Erweiterungen, darunter eine Internatsbücherei in der Landesschule (1927) und eine Volksbücherei (1928). Nach 1945 wurde die Städtische Bücherei, nun Teil der Dresdner Stadtbibliothek, auf der Boltenhagener Straße etabliert.

Geschichte des Wasserwerks Klotzsche

Das Wasserwerk Klotzsche, errichtet 1899 durch den Ingenieur Bernhard Salbach, war ein wesentlicher Bestandteil der Infrastruktur. Mit mehreren Tiefbrunnen und einem unterirdischen Behälter versorgte es den Ort mit Trinkwasser. 1935 entstand ein neuer Wasserturm, der bis heute das Stadtbild prägt. Trotz der Stilllegung des Wasserwerks nach 1945 blieb der architektonisch interessante Turm in Betrieb und diente verschiedenen Zwecken, bevor er in Eigentumswohnungen umgewandelt wurde.

Das Gaswerk Klotzsche und seine Entwicklung

Das Gaswerk Klotzsche, 1904 errichtet, spielte eine zentrale Rolle in der lokalen Energieversorgung. Mit anfänglich drei Öfen und einem Gasometer sorgte es für Stadtgas und Straßenbeleuchtung. Trotz Erweiterungen und Modernisierungen wurde es 1950 stillgelegt. Die Gebäude an der Königsbrücker Straße fanden später als Lager- und Produktionsstätten Verwendung.