Am Anbeginn des 20. Jahrhunderts nahm die Dresdner Haidebahn ihren Betrieb auf und zeichnete sich als eine der Pionierlinien des O-Bus-Verkehrs aus. Ihre feierliche Eröffnung am 24. März 1903 markierte einen Meilenstein in der Fortbewegungsgeschichte der Stadt Dresden. Carl Stoll, ein Meisterschmied aus Dresden und Inhaber der „Dresdner Geschäfts-, Luxus- und Straßenbahnwagenfabrik“, war die treibende Kraft hinter diesem Unterfangen. Sein innovatives Konzept für gleislose Fahrzeuge basierte auf früheren Erfahrungen, die im Bielatal bei Königstein gesammelt wurden. Die Fahrt der Haidebahn startete an der damaligen Straßenbahnschlussstation am Arsenal, schlängelte sich entlang der Königsbrücker Landstraße, überwand den Anstieg zum Schänkhübel und durchquerte den Stadtteil Königswald, bevor sie an der Gaststätte „Deutsche Eiche“ ihren Endpunkt fand. Die Strecke von 5,2 Kilometern wurde in etwa 20 Minuten zurückgelegt, wobei die Fahrpreise bewusst an das Niveau der Staatseisenbahn angeglichen waren, um keine direkte Konkurrenz zu schaffen – eine Maßnahme, die die ökonomische Tragfähigkeit des Betriebs herausforderte.
Technik und Herausforderungen der Haidebahn
Die Flotte der Haidebahn bestand aus sechs Fahrzeugen, die jeweils zwei Elektromotoren von AEG besaßen und die elektrische Energie über Stromabnehmer bezogen. Die Passagiere fanden in einem anhängerähnlichen Fahrgastraum Platz, der 16 Sitz- und sechs Stehplätze bot. Die Konstruktion der Wagen war hauptsächlich aus Holz mit eisenbeschichteten Speichenrädern, die im Winter gegen Schlittenkufen ausgetauscht werden konnten. Die Energie für die Fahrzeuge wurde in einem eigens errichteten Kraftwerk produziert, das sich am späteren Straßenbahnhof Klotzsche befand – dem Standort des Depots.
Trotz der anfänglichen Begeisterung und internationalen Beachtung, die die Haidebahn erregte, traten schnell technische Probleme zutage. Die Anwohner kritisierten den durch die Fahrzeuge verursachten „unerträglichen Lärm“ und den aufgewirbelten Staub, der das Klima des Kurorts beeinträchtigte. Häufige Ausfälle durch defekte Motoren und Probleme mit der Oberleitung führten dazu, dass das Unternehmen schon ein Jahr nach seiner Gründung Insolvenz anmelden musste und am 19. März 1904 den Betrieb einstellte. Die technischen Einrichtungen fanden ihren Weg nach Poprad in der Slowakei. Im Juli desselben Jahres übernahm eine Pferdebuslinie die Rolle der Haidebahn, bis schließlich 1911 eine elektrische Straßenbahnlinie nach Klotzsche in Betrieb genommen wurde.