Der Waldfriedhof Weißer Hirsch ist ein Ort der Stille und des Gedenkens in Dresden. Eingebettet in die grüne Pracht des Dresdner Nordostens, ist dieser Friedhof mehr als nur eine letzte Ruhestätte. Es ist ein Ort der Geschichte, der Kultur und der Natur. Ein Spaziergang durch seine Pfade offenbart nicht nur die historischen Gräber und Denkmäler, sondern auch die reiche Flora und Fauna, die diesen Ort zu einem einzigartigen Erholungsort machen. Mehr Infos zu Dresden.
Geschichte des Waldfriedhofes Weißer Hirsch
Der Waldfriedhof Weißer Hirsch, eine grüne Oase der Ruhe und des Gedenkens, erblickte 1898 am Rande der Dresdner Heide das Licht der Welt. Entstanden aus der Notwendigkeit einer eigenen Ruhestätte für die Bewohner des aufstrebenden Kurortes, erwarb die Gemeinde rund 24.000 Quadratmeter Waldfläche vom sächsischen Staatsforst.
Die ältesten Gräber dieser geschichtsträchtigen Stätte finden sich an den inneren Friedhofsmauern, während die jüngeren Urnengrabfelder terrassenförmig an der Südseite angelegt wurden. Hier ruhen viele prominente Persönlichkeiten, darunter:
- Dr. Heinrich Lahmann, Besitzer des Sanatoriums
- Arthur Schloßmann, Gründer der ersten Säuglingsklinik der Welt
- Manfred von Ardenne, renommierter Wissenschaftler
- Martin Flämig, ehemaliger Kreuzkantor
Eine besondere Grabplastik ziert das Mausoleum des Industriellen Johann Carl Müller an der Nordseite. Diese Skulptur, ursprünglich auf dem Grab einer Tochter des Generals Alfred von Fabrice stehend, wurde später auf Müllers Grundstück in Hosterwitz aufgestellt, bevor sie 1930 ihren Weg zum Waldfriedhof fand.
Hier ist die Bullet-Point-Liste mit Gräbern bedeutender Persönlichkeiten auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch:
Grabstätte | Todesjahr |
---|---|
Dr. Heinrich Lahmann, Gründer des Lahmann-Sanatoriums | 1905 |
Carl Ludwig Theodor Graff, Direktor der Kunstgewerbeschule | 1906 |
Max Arnhold, Gründer des Bankhauses Arnhold | 1908 |
Emil Bergmann, Gründer der Freitaler Bombastus-Werke | 1931 |
Dr. Arthur Schloßmann, Kinderarzt, Begründer der ersten Säuglingsklinik | 1932 |
Dr. Max Steinkühler, Besitzer von Steinkühlers Sanatorium | 1934/1970 |
Johann Carl Müller, Unternehmer (Inhaber der Zigarettenmaschinenfabrik „Universelle“) | 1944 |
Fred Voelkerling, Maler und Bildhauer | 1945 |
Prof. Werner Gruner, Rektor der Technischen Hochschule | 1960 |
Hans Hendrik Wehdung, Komponist | 1975 |
Elisa Stünzner, Kammersängerin, Mitglied der Staatsoper | 1975 |
Hans-Hendrik Wehding, Komponist („Der goldene Pavillon“) | 1975 |
Antonia Dietrich, Schauspielerin | 1975 |
Karl von Appen, Bühnenbildner | 1981 |
Manja von Appen-Behrens, Schauspielerin | 2003 |
Arno Schellenberg, Opernsänger | 1983 |
Brünnhild Friedland, Opernsängerin | 1986 |
Manfred Streubel, Dichter | 1992 |
Manfred von Ardenne, Wissenschaftler, Gründer des Ardenne-Institutes | 1997 |
Martin Flämig, Kreuzkantor | 1998 |
Christiane Just, Malerin und Grafikerin | 2011 |
Gedenken an die Gefallenen
Vor dem Friedhofseingang erinnert seit 1926 eine Gedenkstele an die Bewohner des Kurortes, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Die vom Professor Friedrich Brodauf geschaffene Granitsäule mit Bronzetafeln, auf denen die Namen und Sterbedaten von 63 Gefallenen verewigt sind, entging 1946 knapp dem Abriss, da sie im Besitz der Kirchgemeinde war. Eine weitere Gedenkstätte ehrt die Opfer der Bombennacht vom 13./14. Februar 1945.
Die letzte Ruhestätte von Dr. Rudolf Friedrichs
Im Jahr 1947 fand der sozialdemokratische Politiker und Dresdner Ehrenbürger Dr. Rudolf Friedrichs auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch seine letzte Ruhestätte. Bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war Friedrichs in verschiedenen Funktionen politisch aktiv. Am 10. Mai 1945 wurde er zum ersten Oberbürgermeister Dresdens nach dem Zweiten Weltkrieg ernannt. Im Dezember 1946 übernahm er das Amt des sächsischen Ministerpräsidenten.
Auf Betreiben der SED-Führung erfolgte 1980 die Umbettung seiner sterblichen Überreste in den Ehrenhain des Heidefriedhofes. Sein Grabstein auf dem Waldfriedhof wurde 1989 entfernt, blieb jedoch erhalten und kehrte im September 2014 als Gedenkstein an seinen ursprünglichen Standort zurück.
Ein Ort der Erinnerung und des Friedens
Der Waldfriedhof Weißer Hirsch ist mehr als nur eine Ruhestätte – er ist ein Ort der Erinnerung, des Respekts und des Friedens. Hier finden bedeutende Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte, und Denkmäler erinnern an die Opfer der Kriege. Diese grüne Oase inmitten der Stadt ist ein Zeugnis der Vergangenheit und ein Vermächtnis für zukünftige Generationen.
Architektur und Denkmäler
Der Waldfriedhof Weißer Hirsch ist nicht nur ein Ort der letzten Ruhe, sondern auch ein Ort der Architektur und der Kunst. Zahlreiche namhafte Architekten haben ihre Spuren auf diesem Friedhof hinterlassen. Besonders hervorzuheben sind die vielen Grabdenkmäler und Mausoleen, die oft im Stil der jeweiligen Epoche gestaltet wurden. Eines der bekanntesten Denkmäler ist das Grabmal für den Komponisten Richard Wagner, das von dem Bildhauer Georg Wrba geschaffen wurde.
Flora und Fauna
Der Waldfriedhof Weißer Hirsch ist nicht nur ein Friedhof, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Der Friedhof ist von einem dichten Wald umgeben, in dem viele seltene und geschützte Arten zu finden sind. Die Bäume und Sträucher auf dem Friedhof bieten vielen Vögeln einen Lebensraum, während die Wiesen und Blumenbeete eine Vielzahl von Insekten anziehen.
Der Waldfriedhof Weißer Hirsch heute
Heute ist der Waldfriedhof Weißer Hirsch ein Ort der Ruhe und des Gedenkens, aber auch ein Ort der Begegnung und der Kultur. Neben den regelmäßigen Bestattungen finden hier auch Führungen und Veranstaltungen statt, die die Geschichte und Kultur des Friedhofs in den Mittelpunkt stellen. Der Friedhof ist frei zugänglich und lädt zum Spazierengehen und Verweilen ein. Er ist ein Ort, an dem die Geschichte Dresdens auf einzigartige Weise erlebbar wird.